Der erste Selbstbau -
Kutter-Schiefspiegler 110/2720
Der
Kosmos-Schiefspiegler meines Freundes Gunnar Glitscher erschien mir in
den Schuljahren immer als ein unerreichbarer Traum. Die Lektüre des
Buches 'Der Schiefspiegler' von Anton Kutter zeigte mir, daß man auch
mit minimalen technischen Fähigkeiten so ein 'Wunderfernrohr' selbst
bauen konnte. Für 300 DM erstand ich bei Lichtenknecker 1973 den
Spiegelsatz
und damit begann das Abenteuer, mit Handbohrmaschine und
Laubsäge im Keller unserer Mietwohnung ein recht komplexes Fernrohr zu
bauen. Meine Idee, mit Plexiglas statt Holz die wichtigsten Teil des
Schiefspieglers zu bauen, machte dann doch die Hilfe besser
ausgerüsteter Sternfreunde der Volkssternwarte Darmstadt notwendig.
Auf
einer Wachter-Astronom I-Montierung hat sich der Schiefspiegler
besonders
bei der Mars-Beobachtung bewährt und auch die ersten Beobachtungen mit
einem aus Prismen eines Zeiß-Mikroskopbinokulars selbstgebauten
Binokularansatz erfolgten am Schiefspiegler. Allerdings ist die
Bezeichnung 'anastigmatisch' nicht ganz korrekt. Nach Kutter ist
aufgrund des Öffnungsverhältnisses von f/27 der durch die
Schiefstellung der Spiegel entstandene Astigmatismus so gering, daß er
unter dem Auflösungsvermögen liegt und nicht sichtbar ist. Selbst bei
optimalem Justierzustand kann ich unmittelbar beiderseits des Fokus
aber immer den Wechsel von 90° im leicht länglichen Fokalbild
erkennen, der
der unverkennbare Hinweis auf Astigmatismus ist. Insgesamt ist das aber
ohne Belang - der Schiefspiegeler trennt Doppelsterne bis auf 1"
herunter.
Auch
aktuell sind Schiefspiegler und Binokular (mittlerweile ein BW-Optik
Binokular) eine 'untrennbare' Einheit. Allerdings hat der
Schiefspiegler es schwer, gegen einen 12"-Newton anzutreten - die
Lichtfülle am Newton schlägt die geringere Empfindlichkeit in Bezug auf
Luftruhe. Allerdings läßt sich der Schiefspiegler nur schwierig
parallel zum Newton an der Montierung anbringen und fristet deswegen
oft einmal ein Dasein in seiner Transportkiste.
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