Der Beobachter am Newton steht
oft vor dem Problem, daß der Okularauszug in die falsche Richtung weist. Hohe Leitern bei Nacht sind
nicht mein Ding, ich versuche lieber
bequem vor dem Okular zu sitzen, was die Beobachtungs- qualität enorm
steigert. Das bedingt aber auch, daß man das Rohr entsprechend drehen
kann.
Den ersten Ansatz dazu habe
ich bei meinem damals als Dobson
gebauten 175mm/f7-Newton ausprobiert. Dazu wurde das Fernrohr in einer
kastenförmigen Wiege eingebaut und mit insgesamt 8 Rollen aus dem
Baumarkt drehbar gelagert.
Heute trägt eine GP-DX den Newton, die Fernrohrwiege habe ich aber
übernommen. Je drei Rollen am oberen und
unteren Ende der Rohrwiege ermöglichen die Rotation des Tubus (li.). 2
Rollen am Rohr angebracht laufen auf dem vorderen Teil der Rohrwiege
und verhindern, dass das Rohr durchrutscht (re.).
Der Hauptnachteil ist, dass die Schwerpunktlage des Rohrs damit
festgelegt ist - ein nachträgliches Ausbalancieren durch Verschieben
z.B. bei schwerem Zusatzgerät am Okularauszug ist nicht mehr einfach
möglich. Als Ausgleich sitzt an der Rohrwiege ein extra langer
Schwalbenschwanz, mit dem die Rohrwiege axial verschoben werden kann.
Mit
Einsatz des 12"-Newton stand ich wieder vor dem selben Problem, nur in
deutlich größerem Maßstab - das Fernrohr wiegt über 20kg. Trotzdem ist
die Lösung erheblich kleiner.
Mit dem Newton mitgeliefert wurden
stabile Rohrschellen, in denen sich der Tubus mit etwas Aufwand drehen
läßt - die 6 axialen Rollen wie bei der alten Lösung sind überflüssig. Am Tubus kamen statt der großen und relativ
unpräzisen Rollen drei kugelgelagerte
Polyurethanrollen zum Einsatz - nur 20mm im Durchmesser, aber
mit 50kg Tragkraft und zum Preis von wenigen Euro.
Die
Rollen laufen auf der Außenseite der 'vorderen' Rohrschelle. Dazu muß
die die beiden Teile der Rohrschelle verbindende Schraube versenkt
werden, damit das Rohr ohne Hindernis gedreht werden kann. Der
Aluminiumguß der Rohrschelle läßt sich auf der Ständerborhrmaschine
problemlos 'aufsenken' und die Originalschraube wird gegen eine
passende Senkkopfschraube ausgetauscht, deren Kopfoberfläche nun plan
mit der Rohrschellenoberseite liegt..
Damit die Rollen den dünnen
Stahltubus nicht verbiegen, werden die als 'Achsen' verwendeten
M6-Inbusschrauben auf der Tubusaußenseite mit ihrer Zacken beraubten Einschlagmuttern (Teile Mitte und oben) und auf der Innenseite mit einem Aluminiumwinkel (rechts) verschraubt. Im Rückblick hätte man den Tubus innen mit einem
Aluminiumprofil verstärken sollen. Zieht man die Klemmschrauben der Rohrschelle
zu stark an, scheint sich die Justierung in den unterschiedlichen
Rohrlagen leicht zu ändern.
In
der Praxis drehe ich beim Beobachten zuerst leicht die
beiden Klemmschrauben der Rohrschelle auf, drehe das Rohr mit der
Hand in die
gewünschte Position und schraube wieder zu. Weil man am glatten Tubus
gerade auch mit Handschuhen schnell abrutscht habe ich einen
'Anti-Rutschband' rund um den Tubus geklebt. Das Ganze ist nicht so
leichtgängig, als das bei hoher Vergrößerung ein eingestelltes Objekt
zwangsläufig im Bildfeld bleiben würde - ein wenig Mitdenken vor dem
endgültigen Einstellen eines Objektes ist gefragt. Insgesamt ist diese
Konstruktion aber eine ernorme Erleichterung und beim Beobachten nicht mehr wegzudenken.
Das trifft um so mehr auf die Beobachtung mit einem Binokular zu, die
ohne drehbaren Tubus in manchen Rohrstellungen einfach unmöglich wäre.