Nach
der Schwemme an gut erreichbaren Sonnenfinsternissen in den Neunziger
Jahren war die Finsternis von 2006, die über Libyen und der Türkei
verlief, eine der Letzten, die noch 'einfach' zu erreichen war. Zudem
verlief der Finsternispfad über die touristisch bestens erschlossene
Küstenregion von Antalya und das bei besten Wetterprognosen. Erst recht
spät und kurzentschlossen buchte ich eine Woche Antalya - inklusive
Flug für 300€. Unterkunft und Verpflegung waren entsprechend, aber das
war ja weder die Hauptsache noch für diesen Preis zu erwarten. Das Hotel lag mitten auf der Zentrallinie,
nur 200m von der landschaftlich faszinierenden Steilküste entfernt und
besaß ein Flachdach. Auf dem Dach konnte ich meine Montierung über mehrere Tage
fest aufstellen und hatte einen weiten Blick über das Meer auf den
heranrückenden Kernschatten.
Der Finsternistag war wolkenlos und angenehm warm. Es war das letzte Mal, dass ich analog photographierte, was bedeutet, dass
unmittelbar während der Totalität viel Arbeit an der Kamera
anfällt - auslösen, Film transportieren, Verschlußzeiten ändern - und dass damit das
visuelle Erlebnis in den Hintergrund tritt. Trotz der relativ kurzen Totalität von gut 2 Minuten war das
'Finsterniserlebnis' aber begeisternd: der
heranrollende Kernschatten, die rundliche Minimumskorona, die Landschaft in dieses seltsame Halbdämmer getaucht...
Unmittelbar vor der Totalität fiel mir ein, dass meine Digiknipse (eine Nikon
Coolpix 4500) ja Videos aufnehmen kann! Das resultierende Video, vor
Aufregung bei kürzester Brennweite aufgenommen, ist ein schönes
Andenken und mein erster (ziemlich mißlungener) Schritt in die digitale
Photographie.
Habe
ich sonst bei
Finsternissen immer mit vielen Leuten zusammen beobachtet, so daß
ständiger Trubel herrschte, so war ich hier auf dem Dach allein. Die
Gelegenheit, eine
Finsternis in aller Ruhe zu sehen, war ein ganz besonderes Erlebnis.