Komet
Hyakutake war 1996 der zweite helle Komet innerhalb eines Jahres, doch ganz
im Gegensatz zu Komet Hale-Bopp war das Beobachtungsfenster extrem
kurz. Mit nur 150 Mio. km geringster Erddistanz war ein extrem langer
Kometenschweif vorprogrammiert. Vorprogrammiert im März war aber auch
schlechtes Wetter und als Otto (Guthier) vorschlug, über das Wochenende
der größten Erdnähe in die Alpen zu fahren und dort auf der
Alpensüdseite
besseres Wetter zu suchen, war ich sofort dabei.
Unser erstes Ziel war
das 2120m hohe Grödnerjoch in Südtirol, das wir am Abend unter dichten
Wolken erreichten.
Wir
stellten das Auto auf der Paßhöhe an den Straßenrand, machten
es uns auf den Sitzen 'bequem' und dösten durch die Nacht.Es wollte
einfach nicht hell werden - bis uns klar wurde, daß wir eingeschneit
waren! Im Schlepptau eines Schneepfluges schafften wir es wieder ins
Tal. In einem Café in Bozen wärmten wir uns auf und erkundeten die
Wetterlage. Je weiter nach Westen desto besser - los ging die Fahrt
quer durch die Alpen nach Westen bis wir bei leichtem Cirrus auf
dem Berninapaß (2328m) standen. Nun begann die Suche nach einem
geeigneten Standplatz, denn der Paß bot wernig lichtgeschützte Plätze
und der Autoverkehr war selbst in der Nacht erstaunlich hoch. Wir
fanden schließlich in einer Baugrube Unterschlupf...
Wie schon einmal 1976 hielten wir den hinter den Bergkämmen
auftauchenden Kometenschweif zuerst für einen Skybeamer, dann schob sich die Koma über den Horizont.
Hyakutakes
hohe Eigenbewegung machte es nötig, indirekt über Sterne nachzuführen -
lange bevor Autoguider einem die Arbeit abnehmen konnten. So standen
wir neben Ottos Schmidtkamera (mit meiner 85mm-Mittelformatkamera
piggyback): ich mit Rotlichtlampe und Stoppuhr, in vorher berechneten
regelmäßigen Abständen ein 'Jetzt!' ausrufend und Otto am
Microguide-Nachführokular, jeweils den Nachführstern um den
entsprechenden Betrag weiterstellend.
Die ganze Nacht begleitete uns eine rege Meteorschaueraktivität aus dem Coma-Haufen, viele 2m-3m helle weiße mittelschnelle Sternschnuppen huschten über den Himmel. Tief in der Nacht stand der Komet schließlich über uns - mit 0m, einer Koma von rund 100' Durchmesser und über 30° Schweiflänge. Der Eindruck war umwerfend - und bleibend bis heute.