Das
Yunnan-Observatorium
Die Provinz Yunnan ist der südwestlichste Zipfel Chinas und war in der
Kaiserzeit der passende Ort für die Verbannung unbotmäßiger Beamter.
Mit der Invasion durch Japan im Zweiten Weltkrieg wurde diese
verlassene Region plötzlich zum Rückzugsgebiet für viele chinesischer
Institutionen der Ostküste. Auch das Purple Mountain Observatorium
verlegte die gesamte Sternwarte mit allen Instrumenten und der gesamten
Belegschaft in die Nähe der um 2000m hochgelegenen Provinzhauptstadt
Kunming.
Nach dem Krieg
wurde mit der Gründung der Volksrepublik hier eine neue Sternwarte
aufgebaut, nicht zuletzt wegen des guten Seeings und der klaren
Wintermonate, in der die meist an der Ostküste gelegenen Sternwarten
Chinas fast permanent
unter Wolken liegen.
Ende der Achtiger Jahre konnte ich mich dort mit Prof. Yao von der
Sternwarte Shanghai treffen, den ich durch seinen Forschungsbesuch bei
der ESO in Garching kennengelernt hatte.
Zu
dieser Zeit war die Sternwarte nach einem Bonmot von Halton Arp,
der
sie einige Jahre vorher besucht hatte, die 'größte Sternwarte der Welt'
- flächenmäßig...
Die Gebäude ziehen sich über viele Hektar entlang
eines flachen Höhenrückens nahe der Provinzhauptstadt Kunming hin. Die
meisten der überwiegend kleineren Instrument dienten vor allem der
Sonnenforschung.
Das
Hauptteleskop der Sternwarte war ein
1m-RC-Teleskop von Carl Zeiss Jena
(CZJ). Im damals noch sozialistischen Bruderland DDR geordert war es
eines der ersten modernen Teleskope in China nach dem Krieg.
Im Bild links unten füllt Prof. Yao flüssigen Stickstoff als Kühlmittel
an der Kamera ein - Technik der 80ziger Jahre...
Die Qualität des Teleskops soll nach Aussagen der Sternwartenbelegschaft aber so
schlecht gewesen sein, dass CZJ als Kompensation einen
60cm-Newton nachlieferte, der in
erster Linie für die Erwachsenenbildung eingesetzt werden sollte. Dessen Kuppel war gerade im Bau (re.).
Gerüste aus Bambusrohren sind bis heute selbst an Wolkenkratzer zu
finden.
Ich konnte
eine Nacht an einem
C14 beobachten, das als Seeing-Monitor eingesetzt worden war (li.).
Schon
Ende der Achtziger Jahre waren die Beobachtungs- bedingungen durch die
nahe Stadt aber
nicht mehr die Besten.
Dazu
kam der eher wenig spektakuläre Südhimmel
in der Puppis, der trotz der südlichen Lage der Sternwarte auf 25°N
kaum Aufregendes bot und ein heller Mond in der ersten
Nachthälfte.
Um
der mittlerweile heftigen Lichtverschmutzung durch die Lage in
unmittelbarer Nähe der Millionenstadt Kunming auszuweichen, betreibt die
die Sternwarte heute
ein
2.4m-Teleskop
im Hochgebirge 200km weiter nördlich.
Eine Bericht meines Besuches erschien auch in der Zeitschrift 'Sterne
und Weltraum'.
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