Stative
Wer mobil beobachtet braucht ein Stativ. Und wenn nach Stauss ein
Fernrohr ohne Montierung so ist wie ein Hammer ohne Stiel, dann gilt
das im selben Maß für das Stativ.
Meine Stative basieren alle auf der Bauanleitung aus Oberndorfer's
'Fernrohrselbstbau' (ISBN: 3879739099 / 3-87973-909-9, für ein paar
Euro antiquarisch im Internet-Buchhandel zu haben). Auf Basis seiner Anleitung
kann man mit einer paar Modifikationen ein extrem stabiles
und relativ kostengünstiges
Stativ bauen. Die Grundkonstruktion kann aber auch sehr flexibel
erweitert werden. Die mehreren Hundert Euro, die ein bekannter
Stativbauer für sein Holzstativ verlangt, kann man sich getrost sparen.
Für den
Bau reichen im Notfall Handsäge und Handbohrmaschine; eine
elektrische Stichsäge oder am Besten eine stationäre Bandsäge wie auch
eine Ständerbohrmaschine sind natürlich vorzuziehen.
Vier Variationen zum Thema Stativ à la Oberndorfer
Von links:
- Mein
erstes und fast originales Stativ: 40 Jahre alt, in erster Linie
für den Feldstecher im Einsatz gewesen
- das
Feldstecherstativ: besonders leicht und in
Verbindung mit meiner Feldstechermontierung genutzt
- das
Astrophotostativ: extrem stabil, zerlegbar und von Australien bis zum
Gornergrat im Einsatz gewesen
- das
'lange' Stativ: eine Variante mit langen Stativbeinen für den Einsatz
mit Schiefspiegler/Refraktor/SCT
Das Oberndorfer'sche
Original
Das
Kernstück der
Oberndorfer'schen Konstruktion ist der Stativkopf, der aus einer ~40 mm
dicken Holzplatte ausgesägt wird (links). Die exakten Abmessungen sind
nicht kritisch, im Original sind die 'Arme' 80 mm breit. Die
bei
Oberndorfer aus massiver
Eiche bestehende Platte ersetzt man heute zweckmäßigerweise durch
Multiplex. Jede der
drei 'Arme' der Platte erhält eine Bohrung.
Die Beine bestehen aus
je zwei Latten und einem Vierkantriegel, die jeweils am Ende durchbohrt
werden. Stativkopf und Beine werden mit M10- oder M12-Schloss- oder
Maschinenschrauben und zweckmäßigerweise mit Flügel- oder Sternmuttern
verschraubt.
Als
Modifikation gegenüber den Originalplänen
sollten die Stativbeine (Latten und Riegel) mit je zwei statt nur mit
einer Schraube verbunden werden (Mitte). Bei entsprechender Lage der
Bohrungen
kann durch Herausnehmen einer Schraube das untere Stativbein einfach
für den Transport eingeklappt werden. Auch die Verstärkung auf der
Rückseite der Stativbeine dient zur Verbesserung der Stabilität.
Das Feldstecherstativ
Gewicht sparen war ein wichtiges Motto für mein Feldstecherstativ, das
auch schon mal am Rucksack durch die Berge getragen
wird.
Der Hauptunterschied zum Original-Stativ 'nach Oberndorfer' sind die
Beine, die aus Ø
25 x 2 mm
Aluminiumrohren bestehen. Um die Rohre besser am Stativkopf befestigen
zu können habe ich sie am oberen Ende im Schraubstock oval
zusammengedrückt
und dann durchbohrt (Bild links) - man kann die Rohre aber natürlich
auch direkt durchbohren.
Am unteren Ende werden die beiden Rohre eines Beines jeweils in einem
Block Multiplex gefasst, der in einer zentralen Bohrung wieder ein
Alurohr aufnehmen kann, das als ausziehbares Bein dient. Da ich in der
Regel dieses Stativ mit
meiner Feldstechermontierung
und einem Campingstuhl oder einer Liege
verwende, komme ich ohne diese Beine aus (Bild rechts).
Das Stativ steht dann direkt auf
den Multiplexblöcken, die als Schutz vor der direkten Bodenberührung
mit Edelstahlwinkeln verstärkt sind. Eine simple Schnur, durch eine Öse
an jedem Fuß gezogen, verhindert ein Wegrutschen der Beine nach außen,
wenn sich mal eine der Flügelschrauben lockert.
Und
da Gewicht bei Flugreisen ein zusätzliches Argument ist, habe
ich
auch diese Kombination für die Astrophotographie verwendet. Damit ist
die Justierung des Stativs natürlich schwieriger, aber die Stabilität
leidet kaum.
Das Astrophotostativ
Im
Vordergrund stand hier Stabilität, nicht Gewichtsersparnis.
Aus diesem
Grund
bestehen die Beine aus 40 mm dicken Multiplex. Um eine
Höhenverstellbarkeit zu ermöglichen, sind die ausziehbaren Beine mit
einem Langloch versehen (im Bohrständer Loch an Loch gebohrt
und
dann den Rest mit einem Fräser aufgearbeitet), in denen zwei
M12-Schloss- schrauben laufen. Eine der Schraube dient mit einer
Stopmutter als feste Führung, die Andere mit einem Sterngriff zum
Feststellen der passenden Länge des Beines. Die Beine sind am
zugespitzten Ende mit Kistenecken gegen den Bodenkontakt geschützt.
Um
unterschiedliche Montierungen nutzen zu können, ist auf dem Stativkopf
eine auswechselbare Adapterplatte (dreieckiger Block mit runder
Aussparung) verschraubt. Für den Transport ist das
Stativ schnell komplett zerlegbar.
Eine
wichtige Ergänzung ist die zusammenklappbare Platte zwischen den
Beinen, die
zur Stabilisierung und als
Okularablage dient. Im Bild links ist sie in Transportstellung
eingeklappt.
Mit Hilfe von entsprechend
gebogenen und mit einem
Schlitz versehenen Metallwinkeln kann die Platte über Stehbolzen
(Schlossschrauben) und Flügelmuttern innen an den Stativbeinen
befestigt werden. Die Metallwinkel sind bewußt nicht exakt auf den
'richtigen' Winkel gebogen und verspannen sich leicht beim Festziehen
die Flügelmuttern. Als Gesamteffekt bilden
Beine und Platte einen extrem stabilen Tetraeder.
Das 'hohe' Stativ
Bei Beobachtungen mit
Fernrohren mit 'Einblick unten' wie Refraktoren,
SCs oder Schiefspieglern benötigt man ein hohes Stativ, um
auch bei Zenitbeobachtungen noch einen bequemen Okulareinblick zu
haben.
Das hohe Stativ entspricht bis auf die Stativbeine dem Astrophotostativ. Die dazu benötigten langen und nicht höhenverstellbaren Beine
bestehen aus 60 x 40
mm dicken Multiplexstreifen. Eine leichtere Alternative wären Beine aus
Rechteck-Aluminium-Profilen, aber für den stationären Einsatz spielt
das Gewicht eine geringe Rolle.
Natürlich
wäre hier auch das Oberndorfer-Stativ mit ausgeklappten Beinen
einsetzbar, aber oft genug braucht man sowohl den Feldstecher wie auch
das Fernrohr nebeneinander - zwei Stative sind halt besser als ein
Stativ...
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